DEN HEXENKESSEL VON ARTERN EROBERT

Beeindruckend abgeklärt und mit einer sehr niedrigen Fehlerquote lassen die Verbandsligahandballer der SG Suhl/Goldlauter II ihren Gegnern vom HV 90 Artern am Samstag keine Chance. Am Ende steht auch ein dieser Höhe verdienter 39:26 (20:12)-Auswärtserfolg zu Buche, mit dem die Tabellenführung weiter gefestigt wird.

Die altehrwürdige Sporthalle am Königstuhl in Artern bietet Aktiven und Zuschauern eine ganz besondere Atmosphäre. In der von den Gastgebern liebevoll „Hexenkessel“ getauften Arena herrscht bei Heimspielen des HV 90 regelmäßig Handballstimmung vom Feinsten. Meist treiben die über 100 Zuschauer ihre Farben lautstark zu nicht selten deutlichen Heimsiegen. Aber eben nicht immer.
Verbandsliga-Spitzenreiter SG Suhl/Goldlauter II tat sich im Heimspiel am 19. Oktober (27:23) sehr schwer mit den Unstrutstädtern. Noch dazu fielen mit Regisseur Christian Hoffmann, Johannes Schmidt, Marcus Triebel, Benjamin Werner und Sören Klaue gleich fünf wichtige Feldspieler aus. Nico Hartenstein wechselte wieder vom Tor auf das Feld. Seinen Platz neben Stammkeeper Steffen Wetzl übernahm Marcel Kunze. André Schmidt aus der dritten Mannschaft reiste als Unterstützung für die Außenpositionen mit. Also nicht die besten Vorzeichen für die Männer um Spielertrainer Christian Zienert, der sich selbst gesundheitlich leicht angeschlagen in den Dienst der Mannschaft stellte.
Umso konzentrierter wollte man von Beginn an zur Sache gehen, um den Gastgebern möglichst früh den Zahn zu ziehen. Bei Artern fehlte mit Nico Zimmermann ebenfalls ein starker Akteur verletzungsbedingt. Auf Michael Frank, Lars Griebel und Christian Görner lastete im Rückraum viel Verantwortung, da die enge Halle ein Angriffsspiel unter Einbeziehung der Außen kaum zulässt. Alle Drei erwischten einen guten Tag und zeigten der heimischen Deckungsreihe schnell die Grenzen auf. Zunächst war es Michael Frank, der mit harten Würfen für eine schnelle 5:2-Führung in der achten Minute sorgte. Da auch die Abwehr der SG II mit einem starken Steffen Wetzl im Kasten sicher stand, bat HV 90 – Trainerin Heike Schuster bereits früh zur Besprechung. Artern entschied sich für eine Manndeckung gegen Frank, was allerdings wenig einbrachte. Denn jetzt nutzten Christian Görner und Lars Griebel die sich bietenden Räume und schlossen erfolgreich ab. Nach einer guten Viertelstunde erhöhte Griebel auf 10:3. Das Vorhaben durch eine energische Anfangsphase die Halle nicht zum Faktor werden zu lassen war eindrucksvoll aufgegangen. Über den unermüdlich an den Ketten ziehenden Michál Bohne (insgesamt 10 Treffer) kam das Angriffsspiel der Heimsieben nun besser in Gang. Doch konsequente Chancenverwertung auf Seiten der „Zweiten“ ließ keine Unruhe aufkommen. Auch die Außen kamen besser ins Spiel. Sascha Kliem verwandelte nicht nur die Siebenmeter und André Schmidt und Jakob Neumann waren per Tempogegenstoß erfolgreich. Beim Stand von 20:12 ging es in die Kabinen.
Nach Wiederanpfiff dauerte es fünf Minuten bis Michael Frank mit einem Rückraumknaller zum 24:14 für den ersten Zehn-Tore-Vorsprung sorgte. Die darauffolgenden ca. 20 Minuten glichen einer Handballdemonstration. Beinahe fehlerlos überrannte der nun vor Selbstvertrauen und Spielwitz strotzende Tabellenführer die Heimmannschaft. Der nahezu fehlerlos agierende Sascha Kliem sorgte per Strafwurf mit dem 37:20 für die höchste Führung (56.). Erst in der Schlussphase gelang es den HV-Männern ihr treues Heimpublikum mit etwas Ergebniskosmetik zu belohnen. Am verdienten Erfolg der weiterhin ungeschlagenen SG Suhl/Goldlauter II gab es keine Zweifel: „So dermaßen verdient hat hier schon sehr lange keine Mannschaft mehr gewonnen“, bemerkte ein Anhänger der Gastgeber nach der fairen Begegnung nur wenig enttäuscht.

Christian Zienert war mit der Leistung seiner Männer zufrieden: „Wir haben an das gute Spiel in Ilmenau vor einer Woche anknüpfen können. Über weite Strecken waren wir heute total konzentriert in Angriff und Abwehr. Die letzten Minuten haben wir die Spannung komplett verloren, sonst wäre es noch deutlicher ausgefallen. Man hat den Spielern angemerkt, dass sie Spaß daran haben in einer solchen Atmosphäre ihr Können zu zeigen.“

Eine Rückkehr in den „Hexenkessel“ wird es nicht mehr geben. Nach der Saison fällt eine der letzten alten Hallen mit diesem besonderen Handball-Flair dem Abrissbagger zum Opfer. Die Handballer der SG Suhl/Goldlauter werden immer gerne an diese Halle und die tolle Stimmung darin zurückdenken.

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